Naturschutz Schweiz
Das Leben am Ufer des Jurameeres vor 150 Millionen Jahren. Analysen von Versteinerungen ermöglichen solche Rekonstruktionsversuche.

JURA – REGION UND ERDZEITALTER

Der Jura erhebt sich als Faltengebirge nordwestlich entlang des schweizerischen Mittellandes. Eines der zwölf Erdzeitalter wurde nach ihm «Jura» oder «Jurassic» benannt (Alter 140–200 Millionen Jahre). Die Jurakalkgesteine entstanden durch Ablagerungen von abgestorbenen Kleinstlebewesen und Schalen von grösseren Tieren während Jahrmillionen in der Tethys, dem Riesenmeer zwischen den Urkontinenten. Im Juragestein sind oft Versteinerungen von Pflanzen und Tieren erhalten. Typisch sind Ammoniten, Tintenfische mit einer spiralig aufgerollten Schale.

DER JURASÜDFUSS

Das Juragebirge erhebt sich bis über 1600 m. ü. M., beispielsweise der Chasseral mit seiner auffallenden Sendeanlage. Der Übergang vom Mittelland zur ersten Jurakette wird Jurasüdfuss genannt. Typisch ist hier das Mosaik von wärmeliebender Vegetation mit Wald, Hecken und Trockenstandorten und den während der Eiszeit abgeschliffenen steileren, wenig bewachsenen Felspartien. Eine sehr spezielle Landschaft, die früh von Menschen besiedelt und geprägt wurde.

Jurasüdfuss, Insel und Jolimont – Ölgemälde von Jan Pieter Terwey (1883 – 1965) (Privatbesitz)

SONNIGER LEBENSRAUM

Spezialisierte Pflanzen und Tiere bevorzugen die sonnenexponierte, trockene Lage auf Kalkstein: Die Juraviper ist eine Form der Aspisviper, einer der zwei Giftschlangen der Schweiz. Die Art ist durch Lebensraumverlust stark bedroht, findet aber am Jurahang mit Steinhaufen, Trockensteinmauern oder lichtem Gebüsch passende Verhältnisse. Die Bocks-Riemenzunge ist eine grosse einheimische Orchidee, die durch ihren Geruch auffällt. Sie wächst in der Schweiz vorwiegend an Jurahängen in warmen, hellen Lagen und blüht von Mai bis Juni. Mit ihrem Bocksgeruch lockt sie Wildbienen als Bestäuber an.

Juravipern (Vipera aspis) – Schulwandbild von Paul-André Robert (1940)

DIE DÖRFER

Die Geologie beeinflusste auch den Menschen: Der Jurakalk ist geschichtet und kann behauen werden. Damit ist er gutes Baumaterial für Häuser und Trockensteinmauern. Der steinige, sonnenexponierte Boden eignet sich besonders für Weinbau. Wegen der oft steilen Hänge konnten am Seeufer erst in neuerer Zeit durchgehend befahrbare Wege gebaut werden, Schiffe waren das gebräuchliche Transportmittel. Die Weiler am See waren deshalb enger mit dem gegenüberliegenden deutschsprachigen Ufer verbunden als mit dem nahen französischsprachigen Jura.

Ansicht von Twann mit Transportschiffen – Kupferstich von Ludwig Nöthiger (1742)

DER LANDSCHAFTSSCHUTZ

Der Jurasüdfuss am Bielerseeufer gehört mit seinen idyllischen Weinbaudörfern in der Rebbaulandschaft, die mit artenreichen Wäldern und Trockenstandorten eng verzahnt ist, zu den geschützten Landschaften von nationaler Bedeutung. Der seit 2012 bestehende Regionalpark Chasseral umfasst das Gebiet von der St. Petersinsel bis über den Chasseral. Der Verein mit 31 Mitgliedsgemeinden aus den Kantonen Bern und Neuenburg will das Landschafts- und Kulturerbe pflegen, umweltfreundliche Wirtschaftstätigkeiten fördern sowie die Öffentlichkeit sensibilisieren.

Bocks-Riemenzunge (Himantoglossum hircinum) – Aquarell von Philippe Robert (1906)

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Wendehals

Transportschiffe