Das Reservat St. Petersinsel und Heidenweg gehört zu den bedeutendsten noch vorhandenen Seeuferkomplexen des schweizerischen Mittellandes mit einer reichen Pflanzen- und Tierwelt. Der Heidenweg bildet das grösste Flachmoor im bernischen Mittelland. Trotz Unterschutzstellung reichen die aktuellen gesetzlichen Vorschriften alleine nicht, um den Erhaltder Vielfalt zu gewährleisten. Der Lebensraum muss mit regelmässigem Schnitt der Riedwiesen und der Gehölze gepflegt werden, und es müssten zusätzliche Feuchtlebensräume, z.B. in Form von periodisch überfluteten Flächen, geschaffen werden.
Auf Insel und Heidenweg wurden erste kleinere Schutzgebiete auf private Initiative ausgeschieden. Die Berner Familie von Wattenwyl begründete ein Vogelschutzreservat, das heute BirdLife Bern gehört. Auch regionale Organisationen wie der Verein und die Stiftung Netzwerk Bielersee setzen sich mit Pflege und Aufwertung ihrer Parzellen ein. Der Kanton Bern schützte nach Ausscheiden einer Bauzone das Gebiet 1937 mit einem Bauverbot und erklärte es 1972 zum Naturschutzgebiet. Seit der Revision von 1989 umfasst das Reservat 257 Hektaren, davon sind 34 % Flachmoore, 30 % Wasser, 18 % Wald und 14 % Kulturland.
Der noch neue Beobachtungsturm des Vogelschutzvereins um 1980 (Foto Andreas Schwab)
Seit 1850 sind 90 % der Feuchtgebiete in der Schweiz verschwunden, meist sind menschliche Eingriffe dafür verantwortlich: Gewässerregulierung, Entwässerung, Umwandlung für die Landwirtschaft und Nährstoffeintrag. Viele der auf Vernässung spezialisierten Pflanzen und Tiere haben dadurch ihren Lebensraum verloren und sind gefährdet. Feuchtgebiete sind deshalb heute oft auf die Pflege durch den Menschen angewiesen. Riedwiesen müssen genutzt werden, weil sie sonst verbuschen, und verlandende Wasserflächen müssen offen gehalten werden, da der Mensch die Dynamik der Gewässer stark reguliert.
Kritische Karikatur zur Juragewässerkorrektion – Aquarell von Léo-Paul Robert (1869)
«Schnepfe» ist unter Menschen ein Schimpfwort. Bei den Tieren handelt es sich um Vögel mit langen Beinen und langem Schnabel. Die Bekassine ist eine der häufigsten Schnepfen in Europa, in der Schweiz ist sie ein regelmässiger Gast und ehemaliger Brutvogel. Sie benötigt grosse Feuchtgebiete mit Gräben und Tümpeln, die heute kaum mehr vorhanden sind. Zur Nahrungssuche stochert sie mit dem Schnabel im sumpfigen Boden nach Insekten und Würmern. Die Bekassine ist wie die meisten Schnepfen ein Bodenbrüter. Ihre Gelege mit den bis zu vier gesprenkelten Eiern sind gut getarnt.
Bekassine (Gallinago gallinago) – Aquarell von Paul-André Robert (1940)
In Feuchtgebieten spielen Moose als spezielle Pflanzengruppe eine wichtige Rolle, auch bei der Torfbildung. Die blütenlosen, sporenbildenden Pflanzen mit Blattgrün, aber ohne Wurzeln oder Stützgewebe nehmen Nährstoffe aus der Luft oder aus dem Wasser über die Blätter auf. Sumpfmoose, auch «Braunmoose» genannt, bilden oft dichte Teppiche im Wurzelbereich der Blütenpflanzen. Typische Vertreter sind die Sichelmoose (Drepanocladus), die Goldmoose (Campylium) oder das Skorpionsmoos (Scorpidium). Moose können grosse Mengen an Wasser speichern und so die Vegetation vor einer Austrocknung schützen.
Skorpionsmoos (Scorpidium scorpidioides) – aus «Flora Parisiensis» (1783)
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