Naturschutz Schweiz
Idealisiertes Campingleben auf dem Zeltplatz St. Petersinsel in den 1970er-Jahren.

VERGANGENE ZELTROMANTIK

Die St. Petersinsel war schon früh ein beliebter Ort für wildes Zelten und für Pfadfinderlager. Ab 1955 verpachtete die Burgergemeinde Bern als Eigentümerin der Insel das Gelände hier an den Touring Club der Schweiz, der darauf einen offiziellen Zeltplatz mit 60 Stellplätzen für Dauermieter errichtete. Der Pachtvertrag wurde 1983 aus Naturschutzgründen gekündigt. Die Campierenden protestierten unter anderem mit Standaktionen in Bern, verliessen aber 1992 den Platz. Seit diesem Zeitpunkt ist jegliches Campieren und Übernachten im Freien im Naturschutzgebiet hier strikt verboten.

WANDERVÖGEL

Der Bieler Lehrer und Schriftsteller Paul Balmer beschreibt in seiner Jugendgeschichte «Die Argonauten des Bielersees» (1946) eine Jungengruppe, die nach einer Überfahrt mit dem Schiff ihr Lager auf der St. Petersinsel aufschlägt. Neben campingtypischen Aktivitäten wie Zeltaufbau und Kochen kosten die Jugendlichen ihre Freiheit fern der Zivilisation aus und «streifen froh durch Wald und Flur». Sie träumen sich in eine andere Welt: «Ein jeder soll sich frei entfalten, soll frei sein Leben sich gestalten.»

Strand der St. Petersinsel – Ölgemälde von Ernst Geiger (1934) (Privatbesitz)

FINDLINGE

Der Gesteinsuntergrund der Insel mit der Verbindung zum Jolimont ist meist kalkhaltiger Sandstein, ein geologisch jüngeres Ablagerungsgestein. Der in der Eiszeit bis Solothurn reichende Rhonegletscher schliff dieses ab und hinterliess einige mit dem Eis verfrachtete Felsbrocken aus den Walliser Alpen. Diese erratischen Blöcke oder Findlinge fallen durch ihr fremdes, kristallines Gestein auf und ragen zum Teil, wie der «Eglistein» ganz im Osten der Insel, aus dem Wasser. Sie sind auf der Insel besonders am etwas flacheren Nord- und Ostufer zu finden.

Badeszene mit Findling am Strand der St. Petersinsel um 1930 (memreg)

FÖHRENWALD

Die Föhre, auch Wald-Kiefer oder Dähle genannt, ist ein Pioniernadelbaum mit über 4 cm langen Nadeln und auffallend rostroter Rinde mit groben Schuppen. Der Baum wächst meist auf flachgründigen, mageren Böden, kann sich aber auch wie hier auf feuchtem, sandig-moorigem Untergrund gegenüber anderen Baumarten durchsetzen. Im Föhrenauenwald sind auf Trockenheit spezialisierte wie auch zeitweise Vernässung ertragende Arten zu finden. Dieser Lebensraum gilt in der Schweiz als gefährdet und besonders schützenswert. Die Lage des Zeltplatzes im Wald war ein wesentlicher Grund für seine Aufhebung.

WC-Anlage auf dem Insel-Zeltplatz in den 1950er-Jahren (Burgerbibliothek Bern VA BSB 1774-3)

GELBBAUCHUNKE

Die Gelbbauchunke, ein etwa 4 cm grosser Froschlurch, ist auf der oberen Seite graubraun gefärbt. Die Bauchseite ist leuchtend gelb mit dunklen Flecken. Eine Warnfarbe für Fressfeinde, da Unken ein giftiges Sekret ausscheiden können. Unken leben vorwiegend an Land, sind aber auch ausserhalb der Laichzeit in kleinen Gewässern wie Gräben, Tümpeln und sogar Fahrspuren anzutreffen. Die Gelbbauchunke ist in der Schweiz gefährdet, da ihr Lebensraum durch Trockenlegung, Verbauung und Ausräumen von Kleinstrukturen laufend verloren geht. Im Gebiet kommt die Gelbbauchunke nördlich der Chüngeliinsel vor.

Gelbbauchunke (Bombina variegata) – von Jürgen Ritter aus «Tierkunde» (1960)

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